Vertrieb in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
Einige Indikatoren stehen derzeit vielleicht nicht gut. Die Wahrheit liegt wie immer im Auge des Betrachters. Ob die Zeiten also wirklich schwierig sind oder sich nur so anfühlen – letztlich egal. Im B2B-Vertrieb nehmen nicht wenige wirtschaftlich schwierige Zeiten wahr. Und das bringt mich zur Überlegung:
Was bedeutet das für uns im Vertrieb? Was ändert sich? Worauf können wir im Vertrieb oder als Vertriebsverantwortliche besonders achten?
Der Blick von oben hilft auch hier: Wie wirken sich die gesamtwirtschaftlichen Einschränkungen auf unsere Kunden aus?
- Schwierige Markteinschätzung
Die Märkte unserer Kunden sind zunehmend schwieriger einzuschätzen. Künftig verändertes Kaufverhalten der Verbraucherinnen und damit Endkunden wird zurückwirken auf Investitionsentscheidungen. - Kritische Budgetplanung
Sicherheit geht oft vor und so werden Budgets kleiner oder besonders kritisch betrachtet. - Wachsende Investitionsrisiken
Je kritischer Entwicklungen im Umfeld eingeschätzt werden müssen, desto höher wird das mit jeder Investition verbundene Risiko.
Im Grunde erzeugen veränderte Rahmenbedingungen jetzt keine komplett neuen Vertriebssituationen. Deshalb ist es sinnvoll, sich vorausschauend auf die wahrscheinlich veränderten Prioritäten und Sicherheitsbedürfnisse einzustellen.
Noch mehr in Nutzen übersetzen
Viele Vertriebler*innen verlassen sich in Projekten darauf, dass Kunden den Nutzen einer Lösung ohnehin verstehen und in ihre Welt übersetzen können. Oftmals finden sich auf PowerPoint-Folien möglichst viele, aber allgemeine Nutzenaussagen. Das ist gerade jetzt unzureichend – sogar kontraproduktiv.
Unsere Ansprechpersonen beim Kunden – hoffentlich die mit den Entscheider-Rollen – haben in schwierigen Zeiten noch viel mehr die Notwendigkeit ein Projekt auch nach innen „zu verkaufen“. Unsere Aufgabe ist es, ihnen klare und individuelle Nutzenargumente an die Hand zu geben.
Die Wahrheit ist auch, dass viele Argumente hier ungenutzt liegen bleiben:
- Welches positive Ergebnis entsteht durch die Lösung in anderen Unternehmensprozessen?
- Was bedeutet es für Marktzugänge, Wachstumsmöglichkeiten oder gar die übergreifende Strategie des Unternehmens?
- Welchen Preis muss der Kunde bezahlen, wenn dieses Projekt nicht oder zu spät realisiert wird?
Deshalb müssen wir die Auswirkungen auf Kundenseite verstehen. Hilfreich hierfür ist ein ganzheitliches Verständnis des Kunden. Und genau das ist jetzt wichtiger denn je.
In einer präzisen Discovery steckt gerade in der vermeintlich schwierigen Zeit auch eine neue Chance. Wenn wir exakt verstehen, welche Befürchtungen und Einschränkungen das Unternehmen betreffen, können wir die Vorteile und Auswirkungen unserer Lösung auf diese Bereiche in einen strategischen Nutzen umwandeln.
In dieser Phase erarbeiten wir mit den Kundenpersonen ein möglichst tiefes Verständnis des Bedarfes. Indem wir dabei nicht nur in die Tiefe (wirkliche Problemursachen, messbare Auswirkungen) gehen, sondern auch in die Breite (Konsequenzen für andere Leistungsbereiche, Ziele in anderen Teilen der Wertschöpfungskette).
Und hier lauern die wahren Schätze. Je mehr Aspekte und Bereiche von den zugrundeliegenden Problemen oder Zielen beeinflusst werden, desto mächtiger wird eine gute Nutzenargumentation. Umso mehr können wir für den Kunden in echten Nutzen übersetzen.
Genau dieses Wissen hilft , die gerade in schwierigen Zeiten wichtige Frage klarer zu beantworten:
Warum Wir?
Diese Frage gilt es gerade jetzt treffend und auch vorauseilend zu beantworten. Für eine glasklare Überzeugung in Entscheidungsgremien sorgen das Maß an Nutzen (durch die Lösung), das bislang gewonnene Vertrauen und die Sicherheit, die richtige Wahl zu treffen. Jedes Fünkchen Unsicherheit wird gerade in kritischen Zeiten zur Gefahr.
Hinter einer guten, zwingenden Positionierung steckt wiederum mehr Fleiß als Kunst:
Eine stabil aufgebaute Beziehung
Verlässlichkeit, Offenheit, Interesse und all diese gelebten Eigenschaften zahlen ein auf dieses Fundament des Vertrauens. (Nicht gemeint ist zu viel menschliche Nähe – das kann auch negativ wirken.)
Idealerweise bestehen gute Beziehungen zu mehreren relevanten Personen beim Kunden.
Referenzen und Beweise
Passend nicht nur in Branche oder Größe – das können alle. Vielleicht wirkt gerade die Referenz passend zur individuellen Problemsituation oder der aufgezeigten Entwicklungsmöglichkeit noch besser.
Erlebte Professionalität
Statt die Expert*innen zu spielen, wirkt es besser, kritisch zu hinterfragen, Spezialisten ins Spiel zu bringen, „Nein“ zu sagen oder das passende Maß an zielorientierter Führung.
Beim Thema „richtige Wahl“ steht immer ein Stück Angst im Weg, die bessere Alternative nicht erkannt zu haben (FOMO-Effekt). Also: Was macht unsere Lösung besonders passend für die Aufgabenstellung? Was macht uns besonders für den Kunden?
„Show me the money“ – eine klare ROI-Betrachtung
Sind wir ehrlich: die meisten Vertriebler*innen machen das nicht gerne. Und genau jetzt wird dieses Element zum Helfer.
Mit einer nachvollziehbaren, realistischen und natürlich positiven ROI-Kalkulation kann die Entscheidung gerade bei den Kritikerinnen oder Gegenspielern auf Kundenseite „gefestigt“ werden.
Dabei ist es meist gar nicht schwierig, eine schlüssige Nutzenkalkulation zu entwickeln – auf jeden Fall gemeinsam mit der richtigen Ansprechperson des Kunden und etwas Zeit. Meist bleiben selbst bei tendenziellen Abschätzungen nach unten genügend gute Ergebniszahlen, um einen kurzen ROI aufzuzeigen.
Die Gefahr dabei: auf einen schnellen ROI allein können wir uns nicht verlassen. Kunden haben im Idealfall einige Projekte, die einen ROI verbinden. Trotzdem wird der Cashflow verbieten, alle diese Projekte umzusetzen. Deshalb sollten wir analysieren, welches Gewicht die Umsetzung dieses Projekts hat; und was davon abhängt.
Neue Rahmenbedingungen und Herausforderungen im B2B-Vertrieb erfordern nicht unbedingt ein komplettes Neudenken im Vertrieb. Eine gute Nutzenargumentation, starke Positionierung und klare ROI-Kalkulation sind unter anderem effektive Stellschrauben, an denen wir drehen können. Entscheidend ist, das Richtige richtig zu tun. Dabei unterstütz Methodik.
Wenn Sie Unterstützung bei Ihren aktuellen Herausforderungen benötigen, lassen Sie uns gerne sprechen!
Kernaussagen
- Wirtschaftlich herausfordernde Zeiten stellen manche von uns im B2B-Vertrieb vor Herausforderungen. Neu erfinden müssen (und können) wir den Vertrieb deshalb nicht. Es gibt Stellschrauben, an denen wir drehen können:
- Gute Nutzenargumentation: Durch eine gute Discovery erkennen und verstehen wir die Probleme und Befürchtungen unserer Kund*innen. Diese ist Grundlage für eine individuelle und klare Nutzenargumentation.
- Starke Positionierung: Gerade in unsicheren Zeiten müssen wir den Kund*innen die Sicherheit geben, mit uns die richtige Wahl zu treffen.
- Klare ROI-Kalkulation: Eine schlüssige und korrekte Berechnung von Return on Invest hilft Skeptiker*innen zu überzeugen.